Die beabsichtigte Umwandlung von Kleingärten in Wohnflächen, die ein von Halles Stadtverwaltung entworfener neuer Flächennutzungsplan abbildet, wird sowohl in den Gremien des Stadtrates als auch in Teilen der Stadtgesellschaft kontrovers diskutiert und stößt zuweilen auf heftige Kritik. Bei der bevorstehenden weiteren Auseinandersetzung mit der Thematik ist darum eine allseitige Abwägung der unterschiedlichen Interessen erforderlich.

Unsere Fraktion hat sich mehrfach für die Errichtung neuer Wohnsiedlungen, unter anderem in Dölau, ausgesprochen. Der Ansatz, Neuansiedlungen von Wohngebieten in unserer Stadt zu ermöglichen, ist absolut notwendig. Gerade im qualitativ höherwertigen Segment besteht in Halle definitiv noch Bedarf. Allerdings ist in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass Flächenertüchtigungen nur dort realisiert werden sollten, wo sie gewachsene Strukturen nicht gefährden und wo sie vor allem zweckmäßig sind.

Mitteldeutschland ist bekanntlich die Wiege der Schrebergärten, die im 19. Jahrhundert vom Leipziger Arzt Moritz Schreber aus der Taufe gehoben wurden. Sie sind in unserer Region historisch gewachsen und gehören gewissermaßen zum Stadtbild. Auch wenn ihre Aufgabe für die Selbstversorgung weitgehend entfallen ist, haben Kleingärten heute weiterhin eine Berechtigung und sind erhaltenswert, nicht nur als Orte sinnvoller Freizeitgestaltung und des sozialen Zusammenhalts.

Die grünen Oasen besitzen nachweislich eine immense Bedeutung für das Mikroklima unserer Heimatstadt. Sie sind zudem Horte der Artenvielfalt. Deswegen müssen Änderungen am Flächennutzungsplan immer mit Bedacht vorgenommen werden, damit ein Stück hallescher Lebensqualität auch in Zukunft bestehen bleibt.

Erschienen im AMTSBLATT der Stadt Halle (Saale), 02. Februar 2024

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