Beschlussvorschlag:

Die Stadtverwaltung wird beauftragt zu prüfen, welche brachliegenden oder als Grünflächen genutzten Areale für die Bepflanzung mit Mikrowäldern (Tiny Forest) geeignet sind.

In die Prüfung sind die Erfahrungen, die andere Kommunen bereits gesammelt haben, einzubeziehen.

Zudem werden die Auswirkungen auf CO2-Speicherung, Luftfiltration, Biodiversität, Wasserspeicherung und Erhöhung der Wohnqualität durch die Errichtung von Mikrowäldern im halleschen Stadtgebiet untersucht.

Darüber hinaus soll geprüft werden, ob das Pflanzen von Mikrowäldern auf vormals als Grünflächen genutzten Räumen zu einer signifikanten Reduzierung der Kosten für die jährliche Grünflächenpflege führen könnte.

Im Kontext der avisierten Anlegung von Mikrowäldern recherchiert die Verwaltung ebenso finanzielle Fördermöglichkeiten durch das Land Sachsen-Anhalt, die Bundesrepublik Deutschland und die Europäische Union sowie durch private Stiftungen.

Das Prüfergebnis wird dem Stadtrat im Januar 2024 vorgestellt.

Begründung:

Die Idee des Mikrowaldes oder Tiny Forest wurde bereits in den 1970er Jahren entwickelt. Der japanische Ökologe Akira Miyawaki beschäftigte sich mit der Problematik der Stadtbegrünung mittels der Anpflanzung von Kleinwäldern und erkannte dabei, dass dicht beieinander gepflanzte heimische Arten weitaus schneller wachsen, als in einem natürlichen Wald. Damit ließen sich in urbanen Räumen auf kleinen Flächen in kürzerer Zeit vielfältige Habitate anlegen.

Nachdem die ersten Tiny Forests in Asien entstanden, folgten ab Mitte der 2010er Jahre Projekte in Belgien und den Niederlanden. Weltweit gibt es heute mehr als 3.000 Mikrowälder. In Deutschland wurde 2019 in der Gemeinde Bönningstedt (Schleswig-Holstein) der erste Kleinwald gepflanzt. Hierbei war der Verein Citizens Forests e.V. federführend. Es folgten weitere Tiny Forests in der Uckermark, in Lüneburg und in Hamburg-Altona.

2022 hat der Verein MIYA e.V., der Miniwälder als grünes Klassenzimmer und Reallabor für Bildungsangebote zur Klimaanpassung nutzt, den Bundespreis „Blauer Kompass“ erhalten. Es ist die höchste staatliche Auszeichnung in Deutschland für Projekte zur Anpassung an die Folgen der Klimakrise.

Prüfaufträge dienen dazu, die Sinnhaftigkeit von beabsichtigten Projekten zu untersuchen und die Möglichkeiten ihrer Umsetzung auszuloten. In Halle gibt es mit Sicherheit Potentiale zur Anlegung von Mikrowäldern, die es auszuschöpfen gilt. Der Antrag soll somit auch dazu dienen, das Thema Stadtbegrünung noch stärker in den Fokus der kommunalen Klimapolitik zu rücken. Ein städtischer Kleinwald allein kann die Klimakrise nicht abwenden. Es wäre gleichwohl ein kleiner, aber wichtiger Schritt in die richtige Richtung, dem viele weitere folgen müssten.

Stellungnahme der Verwaltung

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