Der Anschlag am 09. Oktober 2019 hat die Stadt Halle tief erschüttert und fassungslos zurückgelassen. Ein Attentäter versuchte, am höchsten jüdischen Feiertag in die Synagoge einzudringen und ein Blutbad anzurichten. Weil dies glücklicherweise misslang, hinterließ er eine Blutspur in unserer Stadt und dem Saalekreis, die zwei Menschen aus dem Leben riss und zwei weitere schwer verletzte. Ein Jahr nach dieser schrecklichen Tat hat unsere Heimatstadt der Opfer gedacht. Dabei ist offen zutage getreten, dass die Wunden nicht verheilt sind und lange schmerzen werden. Nichtsdestotrotz hat die große Anteilnahme gezeigt, dass die Stadtgesellschaft in schweren Zeiten zusammensteht und in der Lage ist, sich gegenseitig Trost zu spenden und für weitere Aufgaben aufzurichten.

Dieses menschenverachtende Verbrechen jedoch darf sich niemals wiederholen. Das zersetzende Gift des Antisemitismus und des Rassismus sind endgültig aus unserer Gesellschaft zu tilgen. Konkrete Maßnahmen und Aktionen, wie die Grundrechte-Ausstellung auf dem Markt, das permanente Appellieren an die Vernunft aller Bürgerinnen und Bürger sowie die stete Rückschau auf das düsterste Kapitel deutscher Geschichte müssen weiterhin konsequent in der Öffentlichkeit verfolgt werden. Dazu gehört auch das Nicht-Wegsehen, das Einmischen, wenn herabwürdigende Sprüche fallen, wenn Menschen anderer Hautfarbe, Religion oder sexueller Orientierung beleidigt und diskriminiert werden.

Unsere Fraktion wird sich auch künftig unermüdlich dafür einsetzen, dass dieses zum Anschlag führende Gedankengut nirgendwo und zu keiner Zeit um sich greifen kann. Deshalb ist es unerlässlich, alle demokratischen Kräfte unserer Heimatstadt zu bündeln, frei von ideologischen Zwängen humanes Verhalten zu propagieren und zersetzende Strömungen mit allen geeigneten, legalen Mitteln zu bekämpfen. Derzeit immer häufiger zu lesende Hasskommentare im Netz dürfen nie Teil einer konstruktiven Debatte sein. Der Verrohung und Respektlosigkeit muss der Nährboden entzogen und Menschlichkeit entgegengestellt werden. Der Satz „Nie wieder!“ erlangt somit eine fundamentale Bedeutung als unverrückbarer Maßstab des Handelns, der sich im Gedächtnis eines Jeden einzubrennen hat. Dies ist eine gewichtige Lehre der Gräueltat vom 09. Oktober 2019.

Erschienen im AMTSBLATT der Stadt Halle (Saale), 23. Oktober 2020

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